Vor Gericht kannste so einiges lernen.
Staatsbürgakunde, Lektion 1:
Ich bitte Sie, sich den Regeln zu unterwerfen!
Staatsbürgakunde, Lektion 2:
Im Namen des Volkes, das Publikum stört durch ununterbrochenes Reden, im Namen der Bürgerinnen und Bürger, durch ständiges Lachen, im Namen des Öffentlichkeit, durch ungewöhnliches Benehmen, im Namen aller, und dabei durch offensichtlich planvolles Vorgehen, im Namen des Staates, raus aus dem Saal mit dem Publikum, es stört!
Staatsbürgakunde, Lektion 3:
Ich halte mich nicht für befangen.
Staatsbürgakunde, Lektion 4:
Ich entscheide, was ins Protokoll kommt und was nicht.
Staatsbürgakunde, Lektion 5:
Es gibt bislang kein Protokoll, sondern lediglich den Entwurf eines Protokolls.
-- Dazwischengerufene Frage, muss wohl aus dem Publikum kommen:
Bin ich eigentlich eine Prozessbeteiligte? --
Staatsbürgakunde, Lektion 6:
Ruhe jetzt, das ist hier keine Unterhaltung. Jetzt bin ich dran! Das ist hier kein Spaß, sondern mein täglich Brot.
Staatsbürgakunde, Lektion 7:
Nicht vorgesehenes Vorgehen: Der Angeklagte stellt einen Antrag. Deshalb moniert der Anwalt der Nebenklage: Das sei der unsinnigste Antrag, den er je gehört habe.
Staatsbürgakunde, Lektion 8:
Korrektes Vorgehen: Der Anwalt der Nebenklage beantragt, festzustellen, dass der Angeklagte seinen Antrag nicht vollständig mündlich gestellt habe. Und das bitte ins Protokoll.
-- Ein Lachen. Das fast schon „ständig“ klingt. Wenn nicht gar „ununterbrochen“. --
Staatsbürgakunde, Lektion 9:
Es ist eine Definitionsfrage, was „ständig“ ist. Es ist eine Definitionsfrage, was „Nuscheln“ ist. Es ist eine Definitionsfrage, was ein „Verbrechen“ ist. Es ist eine Definitionsfrage, was eine „Erklärung“ ist. Es ist eine Definitionsfrage, was eine „Definitionsfrage“ ist.
Staatsbürgakunde, Lektion 10:
Ins Protokoll: Der Angeklagte gab eine Erklärung ab, die er als Rüge bezeichnete.
Staatsbürgakunde, Lektion 11:
Es kann nicht mal erahnt werden, warum. -
Anmerkung: Wie schon beim letzten Mal (Teilschweigen), das Meiste wörtlich oder fast wörtlich aus einem Gerichtsprozess zitiert. Manchmal auch nur der Subtext des Gesagten nachgezeichnet und die Reihenfolge frech und ungehorsam verdreht, allein der Willkür der Autorin folgend. Was sie angesichts solcher Willkür wohl für eine Note im Staatsbürgakundeunterricht bekommen würde?